ARNO SCHMIDT
MÜLL

Früher warf ich Müll mit Wonne
Einfach in die Specki - Tonne
Heut verteile ich das Übel
Schon auf sechs verschiedne Kübel
Kompostiere naß und trocken
Fermentiere meine Socken
Mach das Licht aus beim Verkehr
Wasser brauch ich gar nicht mehr

Ich verpacke die Geschenke
Längst schon nicht mehr, weil ich denke
Daß mich die Verpackungsflut
Irgendwann verschlingen tut
Und so rette ich die Umwelt
Während rings sich alles dumm stellt
Ach, ich stehe ganz allein
Mit dem Umweltbewußtsein

Meine Frau und meine Kinder
Sind die größten Umweltsünder
Während ich den Müll vergäre
Heizen sie die Atmosphäre
Backen, braten, brennen, Licht
Daß mir kalt der Schweiß ausbricht
Waschen ständig sich mit Seife
Ungeachtet daß ich keife

Während ich noch fermentiere
Und mit Bahro diskutiere
Schlägt mein ungeratner Sohn
Große Löcher ins Ozon
Oh du heißgeliebte Umwelt
Wie gemein wirst du befummelt
Ach, ich stehe ganz allein
Mit dem Umweltbewußtsein

Meine Frau läßt sich jetzt scheiden
Denn sie kann mich nicht mehr leiden
Meine fermentierten Socken
Gehn ihr, sagt sie, auf die Glocken
Auch daß ich mich wieder bade
Hält sie nur für Maskerade
Selbst Geschenke, dick verpackt
Bringen mich zu keinem Akt

Ach, ich kann es gar nicht fassen
Ausgelacht und dann verlassen
Steh ich fassungslos und still
Vor den Kübeln mit dem Müll
Oh du gnadenlose Umwelt
Hast mich um mein Glück beschummelt
Denn nun bin ich ganz allein
Mit dem Umweltbewußtsein