CHRISTIAN HAASE
NOBEL
Du hast Gedanken astronomischer Größe
Die sich ranken um Weiberschöße
Du schlägst Rechte, daß das Herz es links tut
Ein Leben als Knechte, als Insektenbrut
Dein feiges Gewinsel und dein Bitten nach Fügung
Ein zu kleiner Pinsel, keiner Frau zur Vergnügung
Dein ewiges Stottern und dein spuckendes Beten
Dein im Sommer schlottern, dein dich selbst Vertreten
Dein zweigeteilter Lebensstil
In den Pflichten zu wenig, in der Neigung zuviel
Für den Sonderfall geschärfte Messer
Im Buchregal das Buch, wie mach ichs besser
Altbacknes Brot und ranzige Butter
Allgemeiner Exot mit trauriger Mutter
Dein stilles Geheule und dein pfeifender Atem
Die geschwungene Keule hat sich selbst verraten
Nobel geht die Welt zugrunde
Dein Geheimnis liegt daneben
Du hast auch zur letzten Stunde
Nichts von all dem süßen Leben
Deine Bitterernstgeschichte ohne Reim und ohne Dichte
Mitleidszwang durch Wahnerregung
Untergang ohne Bewegung
Auf juckende Narben legst du heilende Kräuter
Ein Leben lang darben für das Saugen am Euter
Hohes Gewissen, primitive Moral
Dein halbes Wissen ist maximal
Nobel geht die Welt zugrunde
Dein Geheimnis liegt daneben
Du hast auch zur letzten Stunde
Nichts von all dem süßen Leben
Ach, nobel geht die Welt zugrunde
Dein Geheimnis liegt daneben
Du hast auch zur letzten Stunde
Nichts von all dem süßen Leben
Dein Schuß ins Irrlichtfieber ist kleinstes Kaliber
Ein Wünschelrutenleben zu vergeben
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