GERHARD GUNDERMANN

DIE TOTEN SEELEN

Auf den sieben blauen Meeren
Zwischen Schiffen bunt geflaggt
Zwischen Dampfern und Galeeren
Geht ein Seeräuber auf Jagd
Eine Yacht mit schwarzer Fahne
Die die Wolkenbäuche schlitzt
Und das Herz vom roten Hahne
Lacht, wenn die Kanone blitzt
Und wenn alle Wetter tosen
Ist der Teufel Kapitän
Von den schreienden Matrosen
Erkennt man selten wen

Das sind die toten Seelen
Die geben nicht Ruh
Müssen sich ewig quälen
Schlagen zu
Stechen schießen raufen
In kalter Wut
Und saufen gutes Menschenblut

Sie waren, als sie lebten
Spion und General
Die Krieg und Feuer webten
Minister und Marschall
Ach die Hölle hat sie ausgespuckt
Sie finden keinen Platz
Solange Mündungsfeuer zuckt
Sind sie auf der Hatz

Sie haben noch Verwandte im Erdenrund
Die Schlächterseele brennt in manchem Menschenhund
Und wird noch weiterbrennen
Bis im Aschewind Neutronen
Über Städte rennen
Die nicht mehr zu erkennen sind
Ach, ist der Tag erst gekommen
Liegt das Räuberschiff ganz still
Und atomare Sonnen beleuchten Mast und Spill

Und die Handvoll Schlächterseelen
Hat nun Frieden ganz und gar
Auf ihren Linnen wird nicht fehlen
Ein Lächeln wunderbar
Sogar den Teufel hats wohl diesmal erwischt
In diesem letzten ach so großen Kampf
Sein schwarzes Herz, es zuckt und verlischt
Auf der Kanone, die noch dampft