GERHARD GUNDERMANN

DER NARR (HARLEKIN)

Meine Mutter ist so tot wie auch mein Vater
So muß ich einsam durch die Lande ziehn
Zum Geldverdienen spiele ich Theater
Die Leute nennen mich den Harlekin
Ich verdiene mir an manchem Abend
Ein Bier, ein Brot und mal ein Stückchen Fleisch
Und öfter einmal kühne Worte wagend
Von dicken Bauern einen Rutenstreich

Doch was ist das schon für eine Komödie
Wenn ich so ganz alleine spiel und tanz
Da werden selbst die Nächte zur Tragödie
Das was hier fehlt, ist eine Frau von Glanz
Ich traf in einem Dorf ein junges Waschweib
Der hingen an dem Rock der Kinder vier
Die fragten immer, wo der Vater abbleibt
Doch der saß wohl im Wirtshaus und beim Bier

Ich sah, sie stand ganz fest auf ihren Beinen
Die Füllung ihrer Bluse wunderbar
Ich sah, sie konnte lachen und auch weinen
Und das sie fürs Theater geboren war
Du siehst mich an und sprichst, wie wärs mit mir
Du such doch eine Braut und einen Clown
Und an dem Rock hingen der Kinder Kinder vier
Da bin ich umgedreht und abgehaun

So mußt ich meine Liebe halt vergraben
Und weiter gegen alle Winde ziehn
So laß ich halt mein müdes Pferdchen traben
Bis hinter uns die Pflastersteine glühn
Ich kam zu einem Schloß auf einem Hügel
Hat Zinnen, Türmchen und Brücklein fein
Eine Prinzessin half mir aus dem Bügel
Und lud mich eine Nacht zu bleiben ein

Ich setzte mich zu ihr ans weiße Tischtuch
Und trank den Wein aus spanisch teurem Glas
Wie eine zarte Hand nach meiner Hand sucht
Bleibt in der Kehle stecken mir der Spaß
Prinzessin, ach, wie sollte ich euch lieben
Die Landstraße wird kein Himmelbett sein
Bevor du sagst, wärst lieber hiergeblieben

Schließ ich dich hier in deinem schönen Schloß ein
So mußt ich meine Liebe halt vergraben
Ich kam zu einem guten Bauernhaus
Die Scheune wohlgefüllt und auch der Stall
Die Witwe, die da lebte, zog ich aus
Und brachte sie wohl fünfzehn Mal zu Fall
Am Morgen brachte sie mir Butterbrot
Eier Speck und dampfenden Kaffee

Und da war meine Frechheit schon halbtot
Und vor dem Hause lag ein tiefer See
Und als die Witwe trug ein weißes Kleid
Und als die Kutsche vor dem Hause stand
Da dachte ich, bei Gott, nun isses Zeit
Nahm meine Narrenkappe und bin fortgerannt
So mußt ich meine Liebe halt vergraben...