SPRACHLICHES
DIE DEUTSCHE SPRACHE

"Die" und "der" sind die häufigsten Wörter in unserer Sprache. "Das" kommt etwas später, denn "und" hat sich dazwischengeschoben, wie immer. Eigentlich ginge es auch ohne "der - die - das". Der Engländer sagt zum Beispiel ganz einfach "the", ganz gleich, ob er "der" oder "das" meint. Da braucht man nicht lange zu überlegen - man muß nur aufpassen, daß man bei dem "the" nicht ein paar Spritzer ins Gesicht bekommt. Deshalb tragen die meisten Engländer auch immer einen Regenschirm bei sich. In der russischen Sprache läßt man den Artikel ganz weg und das dazugehörige Hilfswort gleich mit. Wenn zum Beispiel mein Freund Igor meint, daß ich ein Dummkopf sei, so sagt er ganz einfach "Fritz durak" (Fritz Dummkopf), und ich verstehe es trotzdem. Nur der Deutsche macht es wieder mal spannend mit seinem "der - die - das". Woher soll man zum Beispiel aus Ausländer wissen, daß der Damenstrumpf männlich, die Herrensocke aber weiblich ist, daß die Badehose weiblich, der Bikini aber männlich ist? Wer sagt ihm, daß die Krawatte weiblich, der BH und der Minirock männlich sind? Wir freilich wissen ganz genau, ob es zum Beispiel "der See" oder "die See" lauten muß. Oder etwa nicht? Heißt es zum Beispiel "die Bodensee" oder "der Nordsee"? Beides ist falsch. Hier kommt es nämlich nur auf die Größe an. Wenn Sie sicher gehen wollen, brauchen Sie nur die Wasserfläche des Sees bzw. der See zu messen.
In einer Gemäldegalerie hing ein Bild "Flötenspieler mit Tänzerinnen", und darunter stand: "Die Macht der Musik". Darauf sagt ein Ausländer kopfschüttelnd: "Das sein falsch -muß heißen: "Der macht die Musik"! Natürlich gibt es Ausländer, welche sich zu helfen wissen. Ein Amerikaner zum Beispiel arbeitet mit Gedankenassoziationen. "Der Löwe", so argumentiert er, ist männlich, weil er brüllt. "Die Peitsche" ist weiblich, weil sie klatscht. "Der Ofen" ist männlich, weil er raucht. "Der Verband' ist männlich, weil man ihn um den Finger wickeln kann. "Die Erde" ist weiblich, weil niemand weiß, wie alt sie ist. "Die Festung" ist weiblich, sie will erobert sein. "Der Kaktus" ist männlich, weil er stachelt - der Igel ebenfalls. "Die Stimmgabel" ist weiblich - sie gibt den Ton an. Er brachte noch eine Vielzahl weiterer solcher Beispiele. Nur warum "Die Sparbüchse" weiblich ist, das konnte er beim besten Willen nicht verraten.
EIN MANN STEHT VOR GERICHT
...weil er seine Frau erschlagen hat....

RICHTER: Das ist ein sehr brutales Vergehen. Wenn Sie mit etwas Milde rechnen wollen, müssen Sie uns schon eine Begründung geben.
MANN: Die war so doof, ich mußte sie einfach erschlagen!
RICHTER: Das ist ja noch viel schlimmer. Wenn Sie nicht wollen, daß die Geschworenen Sie von vornherein schuldig sprechen sollen, dann geben Sie uns bitte eine plausible Erklärung.
MANN: Das war folgendermaßen: Wir wohnten in einem Hochhaus im 13. Stock, und im ersten Stock wohnte eine reizende Portierfamilie, die hatte drei Kinder. Es war schrecklich! Die waren klein geblieben von Natur aus. Der Zwölfjährige war 80 cm groß, der 19-jährige 90 cm. Ich kam eines Tages hoch zu meiner Frau und sage: "Das ist schon was Schlimmes mit den Kindern unserer Portierfamilie." - "Ja", sagt meine Frau, "das ist ein richtiges Pyrenäengeschlecht."
Ich sage: "Nein, was Du meinst, sind Pygmäen."
"Nein", sagt meine Frau, "Pygmäen, das ist das, was der Mensch unter der Haut hat, davon kriegt er Sommersprossen."
Ich sage: "Das ist Pigment."
"Nein", sagt meine Frau, "Pigment, darauf haben die alten Römer geschrieben."
Ich sage: "Das ist Pergament!"
"Nein", sagt meine Frau, "Pergament ist, wenn ein Dichter etwas anfängt und nicht zu Ende macht."
Herr Richter, Sie können sich vorstellen, ich verschlucke mir das 'Fragment', ich setze mich in meinen Lehnstuhl und lese Zeitung. Plötzlich kommt meine Frau mit einem Satz. Ich denke, jetzt ist sie irrenhausreif? "Liebling, guck mal, was hier steht!" Sie macht ein Buch auf, zeigt auf eine Textstelle und sagt: "Das Sonnendach des Handtäschchens ist die Lehrerin des Zuhälters 15."
Ich nehme das Buch an mich und sage, "aber Schatz, das ist ein französisches Buch, da steht: La Marquise de Pompadour est la Maitresse de Louis XV. Das heißt: Die Marquise von Pompadour ist die Mätresse von Ludwig dem 15."
Nein, sagt meine Frau, das mußt du wörtlich übersetzen: "La Marquise - das Sonnendach, Pompadour - das Handtäschchen, la Maitresse - die Lehrerin, Lois XV - der Zuhälter 15. Ich muß das schließlich ganz genau wissen, ich habe extra für meinen Französischunterricht einen Legionär angestellt."
Ich sage: "Du meinst einen Lektor."
"Nein", sagt meine Frau, "Lektor war der griechische Held des Altertums!"
Ich sage: "Das war Hektor, und der war Trojaner."
"Nein", sagt meine Frau, "Hektor ist ein Flächenmaß."
Ich sage: Das ist ein Hektar.
Nein, sagt meine Frau, Hektar ist der Göttertrank.
Ich sage: "Das ist der Nektar."
"Nein", sagt meine Frau, "Nektar ist ein Fluß in Süddeutschland."
Ich sage: "Das ist der Neckar."
Meine Frau: "Du kennst wohl nicht das schöne Lied: Bald gras ich am Nektar, bald gras ich am Rhein, das habe ich neulich mit meiner Freundin im Duo gesungen."
Ich sage: "Das heißt Duett."
"Nein", sagt meine Frau, "Duett ist, wenn zwei Männer mit einem Säbel aufeinander losgehen."
Ich sage: "Das ist ein Duell."
"Nein", sagt meine Frau, "Duell ist, wenn eine Eisenbahn aus einem dunklen finsteren Bergloch herauskommt."
Herr Richter - da habe ich einen Hammer genommen und habe sie totgeschlagen...
RICHTER: Freispruch, ich hätte sie schon bei Hektor erschlagen...
FAMILIENBANDE

Der neue Patient war so ungewöhnlich fügsam und grade vernünftig, daß der Leiter der Irrenanstalt zu ihm sagte: "Wissen Sie, wo Sie hier sind?" - "Ja, leider, leider", erwiderte jener traurig, "ich bin in der Irrenanstalt." - "Und wie sind Sie denn hierher gekommen?" fragte der Arzt. "Das beruht auf tragischen Verwicklungen", erklärte der Gefragte. "Sehen Sie, ich habe eine Witwe geheiratet, die eine 20-jährige Tochter hat. Die hat dann mein Vater geheiratet. Dadurch wurde also meine Frau die Schwiegermutter ihres Schwiegervaters, mein Vater wurde mein Schwiegersohn, und meine Stieftochter wurde meine Stiefmutter. Als meine Frau den Jungen kriegte, war das der Schwager meines Vaters und gleichzeitig auch mein Onkel, weil er der Bruder meiner Stiefmutter ist. Nun hat meine Stiefmutter, die ja gleichzeitig meine Stieftochter ist, vorgestern ebenfalls einen Jungen bekommen, und der ist nun sowohl mein Stiefbruder als auch mein Onkel; aber er ist auch der Enkel meiner Frau. Meine Stieftochter ist aber auch zugleich die Großmutter ihres Bruders, denn der ist ja der Sohn ihres Stiefsohnes. Da ich der Stiefvater meines Vaters bin, ist mein Sohn der Stiefbruder meines Vaters, zugleich aber auch der Sohn meiner Großmutter, da ja meine Frau die Schwiegertochter ihrer Tochter ist. Ich bin der Stiefvater meiner Stiefmutter, mein Vater und seine Frau sind meine Stiefkinder, mein Vater und mein Sohn sind Brüder, meine Frau ist meine Großmutter, weil sie die Mutter meiner Mutter ist, ich bin ein Neffe meines Vaters, und da der Mann meiner Großmutter mein Großvater ist, bin ich nun mein eigener Großvater.
Und das", schloß der Patient, "hat mich meinen Verstand gekostet."
"Ich verstehe", nickte der Arzt tiefsinnig und begab sich selbst in Behandlung.
GEBURTSTAG DES VATERS

Schulaufsatz "Geburtstag meines Vaters" ohne Verwendung zusammengesetzter Substantive

Gestern war der Tag der Geburt meines Vaters. Schon früh am Morgen bereitete Mutter das herrliche Essen des Festes vor. Meine Schwester reinigte gerade mit dem Sauger des Staubes den Teppich des Persers, als es klingelte; der Bote der Post brachte einen Brief der Eile. Er war von meiner Tante aus dem Dorf Düssel. Sie schrieb, sie könne nicht kommen, denn sie liege im Haus der Kranken und sei am Darm des Blinden operiert. Bald traf auch schon der erste Besuch ein, eine Schwester des Zwillings meines Vaters. Auch mein Onkel des Paten Paul erschien, der zur Feier des Tages eine rote Nelke des Papieres in seinem Loche des Knopfes trug. Um 12 Uhr gab es dann das herrliche Mahl des Mittags: Suppe des Schwanzes des Ochsen. Fleisch des Rindes, Kartoffeln des Salzes, dazu Salat des Kopfes, Bohnen des Wachses, Kohl der Blumen und Rüben des Mohres. Das Schönste aber war die Bombe des Eises, die meine Mutter aus dem Schrank der Kühle nahm.
Nach dem Kaffee machten wir einige Spiele der Gesellschaft. Zum Brot des Abends gab es dann Salat der Kartoffeln und der Heringe, Fleisch der Welle und Schnittchen mit Wurst der Leber und des Blutes. Wer wollte, konnte auch Würstchen der Brühe und Senf der Löwen haben. Dazu gab es Bier des Bockes und speziell für die Männer Wasser der Kirschen von den Wäldern der Schwarzen. Wir Kinder bekamen den Saft der Beere des Johannis. Leider sah Vater schon bald auf seine Uhr am Arm des Bandes. Wir mußten ins Zimmer der Kinder. Ich schlüpfte in meinen Anzug des Schlafes. Unser Jüngster, Halter des Stammes, kam erst noch auf den Topf der Nacht und dann in sein Bett der Gitter. Dann krochen wir unter die Decke der Steppe und schliefen bald wie die Tiere der Murmel.
Am anderen Morgen krähte schon früh unser Hahn der Zwerge auf dem Haufen des Mistes vor dem Fenster des Zimmers des Schlafes. Mein Vater hatte den Jammer der Katze und Mutter einen Kopf des Brummens. Vater spürte das Brennen des Sodes. Beide schluckten Tabletten des Spaltes und ein paar Tropfen des Geistes der Melisse der Frau des Klosters. Vater verzog sich danach mit der Bürste der Zähne und dem Tuch der Hand ins Zimmer des Bades zurück. Nach dem gemeinsamen Stück der Frühe ging Vater zur Stelle seiner Arbeit und wir Kinder alle in die Schule der Hilfe. Gern denke ich noch immer an den Tag der Geburt meines Vaters zurück.
WÖRTLICHE REDE

RICHTER: Erzählen Sie mal, Zeuge, wie das gewesen ist.
ZEUGE: Ich fragte ihn, ob er Biermüller heiße, da meinte er, so hieße er.
RICHTER: Er kann sich doch nicht so ausgedrückt haben?
ZEUGE: Ich glaube er hat gesagt, er hieße so, es kann aber auch sein, daß er gesagt hat, er heiße so.
RICHTER: Wir brauchen den Wortlaut. Er kann doch nicht gesagt haben: "Er heiße so", sondern "Ich heiße so".
ZEUGE: Das kann ich fast nicht glauben, daß Sie auch Biermüller heißen.
RICHTER: Ich bitte Sie, der Mann wird doch in der ersten Person gesprochen haben!
ZEUGE: Nein, ich war die erste Person, die mit ihm sprach.
RICHTER: Aber verstehen Sie doch: Wir möchten wissen, was Biermüller gesagt hat. Und zwar ganz genau. Er kann doch nicht zu Ihnen gesagt haben: Doppelpunkt, Gänsefüßchen... und nun kommt, was er gesagt hat. Er sprach doch in direkter Rede und sicherlich nicht in der dritten Person.
ZEUGE: Eine dritte Person ist nicht dabei gewesen, und von Gänsefüßchen hat Biermüller kein Wort gesagt.
RICHTER: Nun hören Sie mal auf mich, Herr Zeuge. Der Angeklagte wird doch nicht gesagt haben: "Er heiße so", sondern er wird gesagt haben: "Ich heiße Biermüller", nicht wahr?
ZEUGE: Nein, Herr Richter, von Ihnen war gar nicht die Rede!